Claude unter Kritik: Fragwürdige Einwilligung birgt Security-Risiken

Gamer

1. September 2025

Claude unter Kritik: Fragwürdige Einwilligung birgt Security-Risiken

Lesezeit: 7 Min.

Anthropic steht in der Kritik: Berichten zufolge setzt das Unternehmen in seinem KI-Assistenten Claude auf eine fragwürdige Einwilligungsführung, die als Dark Pattern gewertet werden könnte. Das wirft nicht nur Datenschutz- und DSGVO-Fragen auf, sondern berührt direkt deine IT-Sicherheitsstrategie, denn intransparente Datenflüsse schwächen Vertrauen, Compliance und Schutzmechanismen.

In diesem Beitrag erfährst du, warum manipulative Consent-UX ein echtes Unternehmensrisiko darstellt, wie du rechtssicher und sicherheitsbewusst mit Generative AI (GenAI) arbeitest und welche Maßnahmen jetzt Priorität haben.

Was ist passiert? Einwilligung in Claude und der Vorwurf „Dark Pattern“

Mehrere Beobachtungen legen nahe, dass die Einwilligungsabfrage in Claude so gestaltet ist, dass Nutzerinnen und Nutzer eher zustimmen, als wirklich frei zu entscheiden. Typische Dark-Pattern-Elemente sind dabei zum Beispiel auffällige „Akzeptieren“-Buttons, versteckte oder weniger prominente „Ablehnen“-Optionen oder zusätzliche Klicks, um eine widerspruchsfreie Ablehnung zu erreichen.

Warum ist das sicherheitsrelevant? Wenn Nutzerdaten – etwa Prompts, Dokumente oder Chatverläufe – für Training oder Produktverbesserung verwendet werden, ohne dass die Einwilligung rechtssicher ist, drohen nicht nur Datenschutzverfahren. Auch das Risiko von Datenabfluss, Shadow IT/Shadow AI und nachgelagerten Angriffen wie Phishing steigt. Keywords: Dark Patterns, DSGVO, IT-Sicherheit

Warum Dark Patterns ein Sicherheits- und Compliance-Problem sind

DSGVO und ePrivacy: Was eine gültige Einwilligung verlangt

Die DSGVO verlangt eine informierte, freiwillige und eindeutig bestätigende Handlung. Dark Patterns – etwa „Confirmshaming“, visuelles Nudging oder asymmetrische Friktion beim Ablehnen – unterminieren genau diese Freiwilligkeit. Für Unternehmen, die Claude oder vergleichbare GenAI-Dienste einsetzen, heißt das: Stützt sich ein Anbieter auf zweifelhafte Einwilligungen, kann die Rechtsgrundlage ins Wanken geraten. Folge: Bußgelder, Löschpflichten, Reputationsschäden und Mehraufwand in Audits.

Compliance-seitig relevant sind zudem Nachweise: Consent-Logs, dokumentierte Zwecke, Datenminimierung, Auftragsverarbeitungsverträge (AVV/DPA), technische und organisatorische Maßnahmen (TOMs) sowie Drittlandübermittlungen (z. B. SCCs). Keywords: Datenschutz, Consent Management

Security-Folgen: Datenexposition, Social Engineering und DLP

Wenn Benutzereingaben in KI-Systeme zu Trainingszwecken genutzt werden, können sensible Inhalte in Modellartefakte oder Telemetrie fließen. Das erhöht die Angriffsoberfläche: Exfiltration über API-Fehlkonfigurationen, Prompt-Leaks, Missbrauch von Support- und Debug-Daten oder Reporting-Backends. Angreifer können solche Daten für gezielte Phishing-Kampagnen, Business Email Compromise (BEC) oder Pretexting nutzen.

Gegenmaßnahmen sind klassisch, aber entscheidend: Data Loss Prevention (DLP), CASB/SSE-Kontrollen für Cloud-Apps, Least Privilege, verschlüsselte Speicherorte, Logging/Monitoring, und die systematische Schulung der Mitarbeitenden (Security Awareness, Phishing-Simulationen). Keywords: DLP, Phishing, Security Awareness

Auswirkungen auf Unternehmen: Risiken beim Einsatz von GenAI

Der Hype um GenAI trifft auf eine wachsende Regulierungslandschaft: DSGVO, NIS2, branchenspezifische Aufsichten, das NIST AI Risk Management Framework und der EU AI Act mit Transparenz- und Governance-Pflichten. Unternehmen müssen Governance-Strukturen für KI etablieren – inklusive Rollen (Data Protection Officer, AI Product Owner, Security Engineering), Richtlinien zur Prompt- und Datenklassifizierung sowie Prozessen für DPIA/DSFA.

Technisch gewinnt „Secure-by-Design“ an Bedeutung: Mandantenfähigkeit, Datenlokalisierung, granulare Opt-outs für Training, Auditierbarkeit der Lieferkette (Software Bill of Materials, Model Cards), sowie Zero-Trust-Prinzipien für KI-APIs. Gerade in Sektoren mit hohem Schutzbedarf (Gesundheitswesen, Finanzbranche, Industrie) sind „Training mit Kundendaten: Aus“ und RAG-Architekturen mit strikt kontrollierten Wissensquellen aktuelle Best Practices. Keywords: AI Governance, Zero Trust

Praxisleitfaden: So härtest du deine AI-Nutzung

  • Opt-out/Off by default: Deaktiviere standardmäßig die Nutzung von Benutzerinhalten für Modelltraining. Dokumentiere die Entscheidung und prüfe sie jährlich.
  • Consent UX-Review: Fordere vom Anbieter Screenshots/Figma-Flows der Consent-Dialoge. Prüfe, ob „Ablehnen“ so einfach ist wie „Zustimmen“.
  • AVV/DPA & TOMs: Sichere klare Zwecke, Löschfristen, Unterauftragsverarbeiter und Datenstandorte vertraglich ab. Führe regelmäßige Audits durch.
  • Datenklassifizierung & Richtlinien: Was darf in Prompts? Verankere No-Go-Kategorien (z. B. personenbezogene Daten, Geschäftsgeheimnisse) in deiner Prompt Security Policy.
  • DLP/CASB/SSE: Erzwinge Upload- und Copy/Paste-Kontrollen, API-Gateways, Token-Schutz und Echtzeit-Erkennung anomaler Transfers.
  • Red Teaming & Jailbreak-Resistenz: Teste Prompt-Injection, Datenextraktion und Output-Manipulation. Dokumentiere Findings und Patches.
  • Logging & Monitoring: Integriere KI-Nutzung ins SIEM, lege Alarme für Datenmuster und untypische API-Keys an. Verbinde mit SOAR-Playbooks.
  • Security Awareness: Schärfe das Bewusstsein mit gezielten Trainings zu GenAI-Risiken, z. B. Awareness-Programme und Phishing-Simulationen.
  • Incident Response für KI: Ergänze dein IR-Playbook um KI-spezifische Szenarien (Prompt-Leak, Fehlkonfiguration, Modellfehler). Siehe auch unseren IR-Leitfaden.

Keywords: Data Loss Prevention, Incident Response

Pro & Contra: Trainingsnutzung von User-Daten in AI-Tools

Pro

  • Qualitätsverbesserung des Modells (Domänenverständnis)
  • Schnellere Produktoptimierung durch reale Nutzersignale
  • Potenzial für personalisierte Antworten

Contra

  • Datenschutz- und DSGVO-Risiken bei ungültiger Einwilligung
  • Erhöhte Gefahr von Datenabfluss und Compliance-Verstößen
  • Komplexere Governance, Audit und Haftungsfragen

Praxis-Tipp: Wenn ein Anbieter kein sauberes Opt-out oder keinen tenant-isolierten „No-Training“-Modus bietet, evaluiere Alternativen oder setze auf Self-Hosted/RAG-Lösungen mit kontrollierter Datenhaltung. Keywords: Compliance, Governance

Beispiel aus der Praxis: Sicherer GenAI-Rollout im Konzern

Ein Industrieunternehmen (12.000 MA) wollte einen KI-Assistenten für interne Wissensarbeit pilotieren. Die wichtigsten Schritte:

  1. DPIA/DSFA: Bewertung von Risiken, Datenkategorien, Betroffenen und Abhilfemaßnahmen.
  2. Opt-out beim Anbieter: Nutzung von Kundendaten für Training deaktiviert; vertraglich in der DPA fixiert.
  3. RAG-Architektur: Inhalte kommen aus einem indizierten, verschlüsselten DMS; der Basis-LLM-Zugriff ist isoliert.
  4. DLP & CASB: Upload sensibler Dokumente in generische Chat-Fenster technisch blockiert; genehmigte Projekte whitelisted.
  5. Awareness & Richtlinien: Kurze Micro-Learnings, „Do/Don’t“-Poster und eine GenAI-Guideline mit klaren Beispielen.

Ergebnis: Produktivitätseffekte ohne Datenschutz-Bauchschmerzen, erfolgreiche Audit-Passage und bessere Akzeptanz im Betriebsrat. Keywords: RAG, Zero Trust

Fazit: Transparente Einwilligung ist Teil deiner Security-Strategie

Ob bei Anthropic/Claude oder anderen KI-Plattformen: Eine manipulative Einwilligungsführung ist nicht nur ein Rechtsrisiko – sie ist ein Security-Risiko. Ohne saubere Consent-UX und belastbare Opt-outs geraten Datenkontrollen, DLP-Strategien und deine Compliance ins Rutschen.

Nächste Schritte: Prüfe deine KI-Anbieter auf Dark-Pattern-freie Einwilligung, sichere vertragliche Opt-outs, aktiviere DLP/CASB, führe Awareness-Trainings durch und etabliere ein KI-spezifisches Incident Response. Lies dazu auch unseren Beitrag Zero Trust für SaaS & GenAI und den Phishing-Trends-Report.


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